~ Kleidung ~Der wirtschaftliche Aufschwung nach dem gewonnen Krieg 1870/71 führte zur Gründung zahlreicher, mehr oder weniger solider Wirtschaftsunternehmen.
Der neu erworbene Reichtum wurde protzig zur Schau gestellt. Üppig drapierte Gardinen schlossen das gemütliche Heim nicht nur von der Außenwelt sondern auch von Licht und Luft ab. Die immer dicker werdende Polsterung verlieh Sessel, Sofas und Riesenschemeln elefantenartige Unbeweglichkeit. Das ganze Heim war mit einer Überzahl an Quasten und Troddeln verziert,
Während sich die Männerkleidung kaum veränderte, galten die Veränderungen um so mehr der Frauenkleidung.
Männerbekleidung:Der schwarze Männerfrack mit schwarzer Hose und weißer Weste wurde nur noch als Fest- und Gesellschaftsanzug getragen. Sakkoformen in legerer Weite mit ein oder zwei Knopfreihen, Blenden an Kragen, Taschen und Aufschlägen wurden Mode.
Wer es sich leisten konnte, trug im Winter einen Gehpelz, einen mit Pelz gefütterten und mit Pelzkragen versehenen kurzen Tuchmantel.
Neben Zylinder und Melone wurde im Sommer der Canotier, ein flacher, steifer Strohhut, auch Kreissäge oder Butterblume genannt, getragen.
Die Stiefeletten und Halbschuhe wurden schmal und spitz.
Das wurde kurz gehalten. Der Backen- Schnurr- und Vollbart wurde dafür mit einer Bartbinde sorgfältig gepflegt.
Außer der Krawatte sind Stock mit silberner Kugel oder Krücke und Lederhandschuhe das notwendige Beiwerk des Herrn.
Frauenkleidung:Die voluminöse Krinoline verschwand und machte dem schmalen Rock Platz, der hinten mit einem ausgepolsterten Gesäß, der Tournüre und dem Cul de Paris versehen war.
Die Hüften wurden mit einer Art Überrock drapiert, der hinten zu einer großen Schleife oder Schleppe zusammengefaßt war. Der Busen wurde durch ein Mieder hochgedrückt, so daß eine S-förmige Silhouette entstand. Drapierungen, Plissee-Volants, Blenden, aufwendige Stickereien und reicher Spitzenschmuck gaben der Kleidung ein überladenes Aussehen.
Das westenförmige Oberteil war eng und mit einem mit Fischbeinen gestützten Stehbündchen am Hals geschlossen. Die Ärmel waren oben keulenförmig, unten eng. Zeitweise waren die Röcke über dem Knie so eng, daß das Gehen erschwert war.
Ein reicher mit Spitzen und Rüschen verzierter Unterrock, Jupon genannt, wurde mein Raffen des Kleides sichtbar.
Kurze Überjäckchen und halblange Paletots waren oft mit Pelz verbrämt.
Kleine Kapotthütchen und barettarige Hüte blieben Mode. Zur Ballkleidung wurden Spitzentuffs getragen.
Die hochhakigen Schuhe waren nun spitz und schmal.
Das Haar wurde hochgetürmt und mit falschen Haarteilen ergänzt. Auf dem Hinterkopf wurde es zum Chignon, einem wulstförmigen Knoten zusammengesteckt.
Große,bestickte, beutelartige und mit einem Bügel versehene Handtaschen wurden für die Frauen unentbehrlich. Handschuhe, Sonnen- und Regenschirme waren notwendiges Beiwerk.
Schminke galt nach wie vor als unzüchtig und blieb den Damen der "Halbwelt" vorbehalten.
Quelle: Klick